Vantage Point
(Pete Travis, USA 2008)
Kino
Nach dem Trailer war ich ja überhaupt nicht an diesem Vehikel interessiert. Zu glatt und konventionell erschien mir das Ganze – trotz der hochkarätigen Besetzung. Lange habe ich mit mir gehadert, die PV geschwänzt, und den Film auch die ersten Wochen der regulären Spielzeit nahezu ignoriert. Bis gestern dann, ein Freund drängte mich quasi, und nachdem ich mir nochmals einige Kritiken durchgelesen hatte, die den Film zwar durchweg zerrissen, aber in denen ich auf einige Aspekte stieß, die mir durchaus zusagen – Pathos, USA gegen den Rest der Welt, der Score vom Zimmer-Lehrling, etc. -, hatte ich auf einmal doch Lust auf 8 Blickwinkel, so der selten dämlich deutsche Titel. Was hat mir der Film nun also davon gegeben, bereue ich es, ihn letzten Endes doch gesehen zu haben (und das sogar noch für stolze 6,50 EUR [für gerade Mal knappe 90 Minuten])? Die Antwort: Jein.
Das Konzept ist innovativ und mal was anderes bei all der Actionstangenware, keine Frage, auch wenn der Film weiß Gott nicht der erste ist, der dieses Prinzip nutzt – Kurosawa lässt grüßen. Und sieh an, umgesetzt ist es auch nicht gerade von schlechten Eltern. Also schon mal ein großer Pluspunkt, denn auf Redundanz hatte ich mich ehrlich gesagt schon etwas eingestellt, fangen die Ereignisse doch wirklich an die fünf Mal an der gleichen Stelle an. Jeder hat ein Stück des Puzzleteils, das am Ende dann, mit einigen kleinen Schönheitsfehlern versehen natürlich, zu einem Ganzen zusammengesetzt wird. Dass dieses Ganze aber in sich ein kohärentes Etwas ist, liegt am Mangel an Realität, denn wer dachte, dass 24 bereits der Gipfel der Konstruiertheit sei, der wird beim Ende von Vantage Point eines Besseren belehrt. Doch nicht nur hier fordert der Film eine großzügige Rezeption, denn auch über Motiv, Herkunft und Sonstiges der (arabischen weil Verbindungen zu Marokko) Attentäter wird man im Dunkel gelassen.
Es sind vorwiegend männliche Gotteskrieger, das wundert wohl niemanden. So sind es dann auch die dunkelhäutigen Figuren, die hier allesamt Terroristen sind, da bleibt der Film der schwarz-weiß-Malerei treu. Bemerkenswert empfand ich jedoch die Tatsache, dass man sogar den Mut hatte, einen Selbstmordattentäter mit einzubauen, dessen Einsatz ob seiner Intensität gleichzeitig eine der besten Szenen im Film markiert. Da vergisst der Film dann auch, dass er anfangs die einseitige Berichterstattung des Terrors eigentlich satirisch kritisierte. Aber das kann im Tumult ja auch durchaus mal passieren. Unterstützt wird das Ganze von einem markanten Score, der Zimmer-typisch vorzugsweise auf laute, bombastische Töne setzt und kaum richtiger als in einem Actionthriller sein könnte. Ein weiterer Pluspunkt. Insgesamt war es doch ein recht ansehnliches Unterfangen, denn die unzähligen Vergleiche mit 24 treffen es eigentlich ganz gut – bis zur Schmerzgrenze konstruiert, aber äußerst temporeich inszeniert und gerade deshalb auch unterhaltsam. Und einen Jack Bauer hat der Film sogar auch, nur heißt er hier Dennis Quaid. (6-7/10)